Volkstrauertag Ansprache (inkl. Zitate)
Gastrede von Hptm a. D. Lothar Geis, Buxheim (Schwaben)
Sehr geehrte Damen und Herren,
Albert Schweitzer, ein Friedensnobelpreisträger, hat einmal gesagt:
Der Volkstrauertag ist ein Blick zurück, ein Blick in die Vergangenheit – ein Blick auf Soldatengräber. Er ist den Opfern der Kriege und der Gewaltherrschaften gewidmet.
Jedoch soll er auch in der Gegenwart zum Frieden mahnen.
Wir alle haben uns aus diesem Grund hier am Kriegerdenkmal eingefunden. Ich freue mich sehr, dass Sie alle gekommen und heute dabei sind.
Wie in vielen anderen am Krieg beteiligten Ländern prägte auch bei uns, in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg der unmittelbare Schmerz über den Verlust der eigenen Angehörigen das Gedenken.
Die politischen Dimensionen und auch die Frage von Schuld und Verantwortung wurden gelegentlich angesprochen, jedoch sind diese Stimmen viele lange Jahre leise geblieben.
Es dauerte lange, bis die deutsche Gesellschaft zur Erkenntnis fand, daß das gemeinsame Erinnern und die toten Soldaten, nicht allein auf die Toten der Weltkriege und damaligen Diktaturen begrenzt sein können.
Wie wir alle wissen, hat die deutsche und damit auch die europäische Teilung nach 1945 sehr viele weitere Opfer gefordert.
Gott sei Dank ist Europa heute kein „Kontinent des Krieges“ mehr.
Aber immer noch erschüttern uns in der ganzen Welt, auch in Europa und in Deutschland Gewaltausbrüche und damit verbunden, die Einschränkung unserer Freiheiten und das leichtfertige Spiel mit demokratischen Errungenschaften.
In diesem Zusammenhang gibt die gegenwärtige Entwicklung in der Türkei – ohne jetzt näher darauf einzugehen – durchaus Anlass zur Sorge. Das ehemalige Vorstandsmitglied von Daimler-Benz, Edzard Reuter, bemerkte erst in diesen Tage zu Recht:
Leider hat das vergangene Jahr auch bei uns in Deutschland gezeigt, daß Angst und Terror in unserem vergleichsweise sicheren Land gar nicht so weit weg sein müssen.
Exemplarisch denke ich dabei in diesem Zusammenhang an den Anschlag von Anis Amri auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin.
Auch wenn es sich bei solchen schrecklichen Ereignissen – und das zum Glück – oft nur um Einzeltäter handelt, hat gerade auch dieses Ereignis die Menschen in unserem Land verunsichert.
Wir fühlen uns nicht mehr so sicher und fürchten mehr denn je, daß sich solche Tragödien wiederholen könnten.
Damals trauerte nicht nur Deutschland, sondern mit uns auch unsere Nachbarn wie zum Beispiel Frankreich.
In Paris leuchtete der Eiffelturm in den deutschen Nationalfarben.
Auch an die Opfer solcher Anschläge und deren Angehörige wollen wir heute denken.
Menschen leiden und sterben, Angehörige bleiben zurück.
Seit ihrer Flucht aus Krieg und Gewaltherrschaft leben sehr viele Menschen anderer Nationen mit uns in Deutschland.
Einige von ihnen haben Angehörige und Freunde verloren und müssen grausame Erlebnisse und Erfahrungen bewältigen.
Wir sind so tolerant und beziehen sie in unsere heutigen Gedanken mit ein.
Die Einbeziehung aller aktuellen Geschehnisse in unser Erinnern und das Gedenken daran mahnt uns an unser aller Aufgabe, daß wir aus den Lehren der älteren und jüngeren Geschichte täglich unsere eigenen Fähigkeiten zu Frieden und Versöhnung einbringen müssen.
Dies müssen wir vermitteln und dürfen dies aber auch als Beitrag zur Integration von den Menschen erwarten, die zu uns kommen.
Selbstverständlich ist Deutschland dabei einmal mehr im besonderen Maße gefordert.
Als Erblast der jüngeren Geschichte wird von uns erwartet, alle Möglichkeiten zur Förderung eines gerechten Friedens und zur Wahrung der Menschenrechte konsequent einzusetzen und anzuwenden.
Ich glaube, daß durch solches Handeln künftige Ursachen für Krieg, Gewalt, Flucht und Vertreibung wirksam bekämpft werden können – und müssen.
Wir sind gefordert und aufgefordert, über den Tellerrand des eigenen, des nationalen Gedenkens hinauszuschauen. Menschen anderer Kulturkreise trauern, erinnern und gedenken anders wie wir.
Wir fordern heute Respekt für das Gedenken an unsere Toten und zeigen aber auch denselben Respekt für alle anderen.
Für unsere Eltern und Großeltern war es schmerzhaft zur Einsicht zu gelangen, daß die eigenen Angehörigen ihr Leben für ein verbrecherisches Regime verloren haben – daß auch einfache Soldaten in Verbrechen des Nationalsozialismus verstrickt waren.
Wir haben uns mit dem bedrückenden, ja bedrohlich erscheinenden Wissen auseinandersetzen müssen, daß Menschen unter den Bedingungen des Krieges und der Gewaltherrschaften nicht nur zu Untaten genötigt und gezwungen werden konnten, sondern diese gedankenlos und teilweise mit besonderer Gewissenhaftigkeit bis zur letzten Konsequenz ausübten.
So etwas darf sich nie wiederholen!
Wir denken am heutigen Volkstrauertag aber nicht nur an die Toten der letzten Kriege, sondern auch an die Lebenden unter uns, an die, die heute nicht hier bei uns sein können.
An alle deutschen Soldaten, den Friedensdienstleistern im Auslandseinsatz.
Wir denken an sie, an die Entbehrungen und an ihren persönlichen, teils lebensgefährlichen Einsatz für unser schönes Land.
Wissen fördert Verstehen, Verstehen fördert Verständnis, Verständnis ist die Basis eines ehrlichen Austausches – das sind die Schritte auf dem langen, nie endenden Weg zu Versöhnung, Verständigung und Frieden. Davon bin ich zutiefst überzeugt.
Unser Wissen um die Geschichte, die Informationen über unheilvolles Geschehen auch in der Gegenwart verpflichten uns, die Stimme zu erheben gegen Verletzungen der Menschenrechte und des Völkerrechts. Egal, in welchem Winkel dieser Erde dies geschieht.
Wir dürfen eben nicht vergessen, daß Frieden und ein friedliches Miteinander nicht selbstverständlich sind.
Für ein friedvolles und soziales Miteinander sind Achtung und Toleranz gegenüber unseren Mitmenschen unabhängig von ethnischer Herkunft oder persönlichen Weltanschauungen entscheidend. Im Kleinen wie im Großen.
Und dies wollen wir für uns im Gedächtnis und im Herzen bewahren, wenn wir heute hier stehen und alle zusammen den Volkstrauertag begehen.
Albert Schweitzer, ein Friedensnobelpreisträger, hat einmal gesagt:
„Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens.“
Der Volkstrauertag ist ein Blick zurück, ein Blick in die Vergangenheit – ein Blick auf Soldatengräber. Er ist den Opfern der Kriege und der Gewaltherrschaften gewidmet.
Jedoch soll er auch in der Gegenwart zum Frieden mahnen.
Wir alle haben uns aus diesem Grund hier am Kriegerdenkmal eingefunden. Ich freue mich sehr, dass Sie alle gekommen und heute dabei sind.
Wie in vielen anderen am Krieg beteiligten Ländern prägte auch bei uns, in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg der unmittelbare Schmerz über den Verlust der eigenen Angehörigen das Gedenken.
Die politischen Dimensionen und auch die Frage von Schuld und Verantwortung wurden gelegentlich angesprochen, jedoch sind diese Stimmen viele lange Jahre leise geblieben.
Es dauerte lange, bis die deutsche Gesellschaft zur Erkenntnis fand, daß das gemeinsame Erinnern und die toten Soldaten, nicht allein auf die Toten der Weltkriege und damaligen Diktaturen begrenzt sein können.
Wie wir alle wissen, hat die deutsche und damit auch die europäische Teilung nach 1945 sehr viele weitere Opfer gefordert.
Gott sei Dank ist Europa heute kein „Kontinent des Krieges“ mehr.
Aber immer noch erschüttern uns in der ganzen Welt, auch in Europa und in Deutschland Gewaltausbrüche und damit verbunden, die Einschränkung unserer Freiheiten und das leichtfertige Spiel mit demokratischen Errungenschaften.
In diesem Zusammenhang gibt die gegenwärtige Entwicklung in der Türkei – ohne jetzt näher darauf einzugehen – durchaus Anlass zur Sorge. Das ehemalige Vorstandsmitglied von Daimler-Benz, Edzard Reuter, bemerkte erst in diesen Tage zu Recht:
„Die Entwicklungen in der Türkei erinnern mich an 1933.“
Leider hat das vergangene Jahr auch bei uns in Deutschland gezeigt, daß Angst und Terror in unserem vergleichsweise sicheren Land gar nicht so weit weg sein müssen.
Exemplarisch denke ich dabei in diesem Zusammenhang an den Anschlag von Anis Amri auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin.
Auch wenn es sich bei solchen schrecklichen Ereignissen – und das zum Glück – oft nur um Einzeltäter handelt, hat gerade auch dieses Ereignis die Menschen in unserem Land verunsichert.
Wir fühlen uns nicht mehr so sicher und fürchten mehr denn je, daß sich solche Tragödien wiederholen könnten.
Damals trauerte nicht nur Deutschland, sondern mit uns auch unsere Nachbarn wie zum Beispiel Frankreich.
In Paris leuchtete der Eiffelturm in den deutschen Nationalfarben.
Auch an die Opfer solcher Anschläge und deren Angehörige wollen wir heute denken.
Menschen leiden und sterben, Angehörige bleiben zurück.
Seit ihrer Flucht aus Krieg und Gewaltherrschaft leben sehr viele Menschen anderer Nationen mit uns in Deutschland.
Einige von ihnen haben Angehörige und Freunde verloren und müssen grausame Erlebnisse und Erfahrungen bewältigen.
Wir sind so tolerant und beziehen sie in unsere heutigen Gedanken mit ein.
Die Einbeziehung aller aktuellen Geschehnisse in unser Erinnern und das Gedenken daran mahnt uns an unser aller Aufgabe, daß wir aus den Lehren der älteren und jüngeren Geschichte täglich unsere eigenen Fähigkeiten zu Frieden und Versöhnung einbringen müssen.
Dies müssen wir vermitteln und dürfen dies aber auch als Beitrag zur Integration von den Menschen erwarten, die zu uns kommen.
Selbstverständlich ist Deutschland dabei einmal mehr im besonderen Maße gefordert.
Als Erblast der jüngeren Geschichte wird von uns erwartet, alle Möglichkeiten zur Förderung eines gerechten Friedens und zur Wahrung der Menschenrechte konsequent einzusetzen und anzuwenden.
Ich glaube, daß durch solches Handeln künftige Ursachen für Krieg, Gewalt, Flucht und Vertreibung wirksam bekämpft werden können – und müssen.
Wir sind gefordert und aufgefordert, über den Tellerrand des eigenen, des nationalen Gedenkens hinauszuschauen. Menschen anderer Kulturkreise trauern, erinnern und gedenken anders wie wir.
Wir fordern heute Respekt für das Gedenken an unsere Toten und zeigen aber auch denselben Respekt für alle anderen.
Für unsere Eltern und Großeltern war es schmerzhaft zur Einsicht zu gelangen, daß die eigenen Angehörigen ihr Leben für ein verbrecherisches Regime verloren haben – daß auch einfache Soldaten in Verbrechen des Nationalsozialismus verstrickt waren.
Wir haben uns mit dem bedrückenden, ja bedrohlich erscheinenden Wissen auseinandersetzen müssen, daß Menschen unter den Bedingungen des Krieges und der Gewaltherrschaften nicht nur zu Untaten genötigt und gezwungen werden konnten, sondern diese gedankenlos und teilweise mit besonderer Gewissenhaftigkeit bis zur letzten Konsequenz ausübten.
So etwas darf sich nie wiederholen!
Wir denken am heutigen Volkstrauertag aber nicht nur an die Toten der letzten Kriege, sondern auch an die Lebenden unter uns, an die, die heute nicht hier bei uns sein können.
An alle deutschen Soldaten, den Friedensdienstleistern im Auslandseinsatz.
Wir denken an sie, an die Entbehrungen und an ihren persönlichen, teils lebensgefährlichen Einsatz für unser schönes Land.
Wissen fördert Verstehen, Verstehen fördert Verständnis, Verständnis ist die Basis eines ehrlichen Austausches – das sind die Schritte auf dem langen, nie endenden Weg zu Versöhnung, Verständigung und Frieden. Davon bin ich zutiefst überzeugt.
Unser Wissen um die Geschichte, die Informationen über unheilvolles Geschehen auch in der Gegenwart verpflichten uns, die Stimme zu erheben gegen Verletzungen der Menschenrechte und des Völkerrechts. Egal, in welchem Winkel dieser Erde dies geschieht.
Wir dürfen eben nicht vergessen, daß Frieden und ein friedliches Miteinander nicht selbstverständlich sind.
Für ein friedvolles und soziales Miteinander sind Achtung und Toleranz gegenüber unseren Mitmenschen unabhängig von ethnischer Herkunft oder persönlichen Weltanschauungen entscheidend. Im Kleinen wie im Großen.
Und dies wollen wir für uns im Gedächtnis und im Herzen bewahren, wenn wir heute hier stehen und alle zusammen den Volkstrauertag begehen.